Fotos
und Bericht von Anita Ranisch
Liebe Brigitte, lieber Dave,
eigentlich wollte ich Euch gleich eine Mail
schicken, nachdem ich aus Jena
zurückgekommen war. Aber nach dem Schreck vom
Sonntag ging dann überhaupt
nichts mehr, schon gar nicht auf englisch.
Seit ich nun weiß, dass Herb nicht mehr da ist,
schaue ich mir ständig die
Fotos von Luxembourg an und kann so gar nicht
kapieren, dass es überhaupt
keine Zeichen gab. Jedenfalls nicht für mich. Ich
habe Herb nicht so gut und
so lange gekannt, wie Ihr. Ich erinnere mich an
einen ruhigen,
zurückhaltenden aber freundlichen und humorvollen
Mann, der zwar ziemlich
müde, aber absolut nicht krank wirkte und mir fällt
ein, wie wir drei(Brigitte, Herb und ich) versuchten, die Rockhal
zu finden. Das alles
ist gerade mal 4 Monate her! Ich habe immer gehofft,
dass wir alle
irgendwann ein ähnliches Projekt, wie das von
Luxembourg auf die Beine
stellen könnten und eines ist wohl sicher: sollte
das tatsächlich passieren,
dann ist Herb auch mit dabei! Niemand, der ihn
gekannt hat, wird ihn
vergessen!
Doch, so wie das Leben eben ist, an diesem
Wochenende gab es nicht nur
traurige Ereignisse. Ich habe im F-Haus in Jena eine
Band erlebt, die sehr
viel frischer und munterer wirkte, als im November
in Worpswede. Das Konzert
selbst war brilliant, keine neuen Songs, aber viele
Veränderungen in den
alten. "King of..." wurde z.B. ganz anders
vorgetragen (aber fragt mich
jetzt bloß nicht, wie! Es wurde mir ja auch erst
richtig klar, als Ric sich
später danach erkundigte). Das Publikum hat auf
alle Fälle auch viel zum
gelungenen Gig beigetragen. Jena ist eine Universitätsstadt
mit überwiegend
sehr jungen Einwohnern und am Eingang des F-Hauses
wurde noch gewitzelt,
dass ja sicher nicht viele Zuschauer kommen würden;
die Alten könnten sich
wahrscheinlich nicht mehr erinnern, wie man ein
Ticket kauft und die Jungen
kennen TYA ja gar nicht. Irrtum! Im Club waren sehr
viele junge Fans, die
jede Ansage bejubelten und sogar die Texte der Songs
kannten und begeistert
mitgesungen haben. Das hat mich natürlich sehr
gefreut, ich habs gern, wenn
auch so junge Leute "unsere Jungs"
entdecken. Leo war wie immer der Fels in
der Brandung. Woher nimmt er bloß diese
unglaubliche Energie?! Chick hat
leider immer noch Probleme mit dem Knie und musste während
des Gigs auf
einem Hocker Platz nehmen, aber das hat seine
Spielfreude nicht
beeinträchtigt und ich denke, mehr als er aus
seinem Keyboard herausholt,
ist da auch nicht drin.
Ganz besonders freue ich
mich immer auf Ric's Solo
und auch diesmal hatte er ein paar Überraschungen
auf Lager. Und Joe? Der
kam mir manchmal vor wie ein Rennpferd kurz vor dem
Start - schwer zu
bremsen! Ich glaube, es gibt wohl kaum noch Zweifel,
dass er zu den besten
Gitarristen unsere Zeit gehört.
Nach dem Konzert durfte ich dann noch über eine
Stunde zusammen mit der Band
backstage verbringen. Ric hat wie üblich zuerst den
geschäftlichen Teil
erledigt. Chick hat mir erzählt, dass er ein neues
Kniegelenk braucht, sich
aber nicht so recht traut, und dass TYA zusammen mit
Uriah Heep in den
60igern in Ostberlin gespielt haben. Das wusste ich
bisher nicht! Aber Leo
meinte dann, ich hätte da nichts verpaßt, weil ich
ja sowieso noch im
Kindergarten gewesen sei. Scherzkeks oder Charmeur ?
Chick saß wie üblich schon auf gepackten Koffern und wollte ins Hotel
gebracht werden. Als Joe
dann dazukam, haben er, Leo und Ric fast nur noch über
die neue CD
gesprochen. Ich hatte keinen Augenblick das Gefühl,
die Chemie zwischen den
Musikern könnte nicht mehr stimmen. Scheinbar gibt
es schon jede Menge Material. Leo hat Joe zugesagt, sich in den nächsten
Tagen über 1,2 Riffs
Gedanken zu machen, die noch fehlen. Joe meinte, die
Ideen, die alle 4
beigesteuert hätten, müssten nun nur noch gebündelt,
sortiert, bearbeitet
werden und es sei höchste Zeit einen Termin für
ein gemeinsames Treffen zu
vereinbaren. Ging aber nicht, weil Chick schon weg
war. Natürlich wurde auch
wieder über die DVD gesprochen und wenn ich alles
richtig verstanden habe,
dann werden vor allem drei Quellen genutzt: Material
eines Schweizer
TV-Senders, einige Aufnahmen von Esch (Ric war immer
noch begeistert von der Bühnendeko) und Herb's Videos. Das war dann auch
der Augenblick, in dem Leo
mich fragte, ob ich schon wüßte, das Herb krank
ist. Ich wußte es natürlich
nicht, habe große Augen gemacht und hatte keine
Ahnung, was dieses
"seriously ill" tatsächlich
bedeutete(wollte aber gleich nach meiner
Rückkehr nach Berlin bei Euch nachfragen). Ich
kriege Gänsehaut wenn ich mir
vorstelle, dass Herb in diesem Augenblick schon
nicht mehr lebte !!!
Als die Halle dann dichtgemacht wurde und wir auch
aufbrachen, hat Ric sich
erkundigt in welchem Hotel ich wohne und als wir
feststellten, dass es nicht
das gleiche war, hat er vorgeschlagen, dass ich zukünftig
bei der Agentur
oder bei Leo nachfragen soll, welches Hotel für TYA
gebucht ist. Das wäre
besser für mich, ich müsste dann nicht um
Mitternacht auf den Straßen
herumlaufen und sie könnten mich ja auch zum Gig
mitnehmen. Recht hat er,
genau das werde ich auch tun !
Fotos habe ich zwar auf dem Chip, aber besonders
sind sie nicht. Mein
Standpunkt war wieder mal sehr ungünstig,
unmittelbar vor der Bühne, die
ziemlich hoch war. Herumlaufen ging überhaupt
nicht, dazu waren viel zu
viele Leute im Club. Die Scheinwerferposition war
gut für die Band, für die
Zuschauer in den ersten 2 Reihen nicht. Die meiste
Zeit hat das Licht
geblendet. Und außerdem brauche ich sowieso eine
andere Kamera, aber das
erzähle ich nicht zum ersten Mal, mir fehlt bloß
noch ein bißchen Geld. Ich
werde Euch aber trotzdem ein paar Fotos schicken und
auch noch einen Bericht
auf englisch, wenn Ihr das wollt.
Liebe Anita, Herzlichen Dank für Deinen interessanten
und spannenden Bericht!
Brigitte & Dave
|